Die Tage werden etwas wärmer, die Nächte bleiben kalt. Da muss ich jetzt durch.
Heute morgen ist bummeln angesagt. Gestern Abend habe ich noch zwei radelnde Nachbarn aus Belgien bekommen, die den Jakobsweg fahren, die haben bereits ihre Zelte abgebaut, als ich den Reißverschluss an meinem aufmache.
Der Versuch, Wasser für den Kaffee warm zu machen scheitert am zu starken Wind. Und dann kippe ich auch noch den Topf vom Kocher. Dumm gelaufen.
Der Tag beginnt heute komplett anders als die letzten. Statt auf einsamen Strässchen bin ich jetzt ab Noyon auf der D934 unterwegs, die auf den 18 km bis Roye keine einzige Kurve macht.
Dort schickt mich Komoot durch die Innenstadt, durch Wohngebiete, Industriegebiete, begleitet vom ständigen Hundegebell aus jedem Garten und danach wieder auf einsamen Straßen durch Ackerland mit allerlei Getreide, Kartoffeln und sonstigen Gewächsen. Dabei komme ich diesmal auch an einem deutschen Soldatenfriedhof vorbei. Völlig unspektakulär zwischen den vielen Äckern. 2200 Soldaten liegen hier.
25 km später dann das böse Erwachen. Meine einsame Landstraße mündet direkt wieder in die D934, die jetzt aber 4 - spurig ist wie eine Autobahn, nur ohne Seitenstreifen. Da wird es sogar mir mulmig. 4 km mache ich das Spiel mit. Dann kommt eine Ausfahrt, an der ich mich neu sortieren bzw. orientieren kann.
Ich weiche nach Süden aus, um auf einer parallelen Strecke Amien zu erreichen. Das bringt zusätzliche 10 km und mindestens 200 hm mehr.
In Amien dauert es etwas, bis ich das Zentrum finde. Die Straßen sind völlig verrottet, mit Schrittgeschwindigkeit taste ich mich durch. Dann stehe ich vor der Kathedrale, ein richtiges Bild ist aber kaum möglich, weil die Häuser drumrum viel zu dicht dran stehen.
Nach einer kurzen Recherche steht fest, dass ich nicht weiterfahre und den Campingplatz nehme, der genau in meiner Fahrtrichtung nach 5 km kommt.
Der Platz ist voller Wohnmobile, ich bin mal wieder der einzige Zelter hier. Aber mit allem Komfort und für 11, 20 ganz moderat.
88 km mit 690 hm waren es heute. Sonne, Wolken, Wind von vorne wie bisher auch schon. Morgen erreiche ich den Atlantik am Kanal, äh, Ärmelkanal.
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