Oloron - Saint-Marie

Am Col Gamai - gerade musste ich mich noch durchkämpfen, jetzt sind sie auf der Weide
Am Col Gamai - gerade musste ich mich noch durchkämpfen, jetzt sind sie auf der Weide

Die Nacht hat es fast wieder durchgeschifft, beim Zeltabbau und Frühstück ist es aber trocken. Mein Zeltnachbar ist aus Québec in Kanada und macht den GR10, den großen Pyrenäenweg.

Beim Aufbruch bleibt die Regenjacke an, es ist ziemlich kühl. Beim Kauf des Not - Baquettes in der nächsten Stadt schaut mich eine ältere Frau mitleidig an, grummelt etwas von sich hin, was vermutlich heißen soll 'Der arm Kerle' als sie meine nackten Beine betrachtet. Der erste Berg, der Col Gamai kommt gleich kurz danach und führt sausteil auf 520 m rauf, kleinster Gang, Wiegetritt und Schleifen fahren. Oben alles in Wolken, immer wieder kleine Schauer, das bleibt dann so. Der nächste Col d'Osquich geht auf 495, jeder km ist für uns Radler markiert (Höhe, Steigung etc).

Kurz vor 12 fahre ich in einen Ort und sehe eine Boulangerie. Für den Fall, dass jetzt kein Laden mehr kommt, muss ich mich versorgen. Es gibt noch 3 Ecken kalte Pizza, schmeckt wirklich lecker. In der Zeit, in der ich diese vertilge, geht ein richtiger Guss runter. Ok, wäre ich weiter gefahren, hätte ich noch einen offenen Supermarkt gefunden. Aber jetzt ist schon egal. Es bleibt weiter wechselhaft und kühl, der dritte Berg ist etwas kleiner. Danach beschließe ich, den Tag im nächsten größeren Ort, Oloron in 17 km Entfernung zu beenden. Jetzt macht es wirklich keinen Spaß mehr. Bis dahin bin ich dann einigermaßen durchnässt, aber Unterstehen macht jetzt auch keinen Sinn mehr.

Bei der Einfahrt sehe ich ein Schild zum Stadion und viele Leute auf dem Weg dahin. Aha, denke ich, vielleicht ein Rugby - Spiel? 

Dazu muss man wissen, dass zumindest im Süden Frankreichs Fußball fast keine Rolle spielt. Hier wird Rugby gespielt. 

Das gehört auch ein bisschen zu meiner Nostalgietour. 1981 habe ich in Perpignan ein Rugbyspiel gesehen und mir vorgenommen, wenn es irgendwie passt, wieder eins anzuschauen. Gleich danach sehe ich auch einen Wegweiser zum kommunalen Campingplatz. Der gehört zum gleichen Gelände wie die ganzen Sportanlagen. 

Beim Einchecken auf dem Platz frage ich: Fußball oder Rugby? Die Antwort : Rugby, französisches Pokalfinale. Unglaublich. Von meinem Zeltplatz aus kann ich in der Ferne sogar eines der Tore im Stadion sehen. 

Bevor ich zu arg abschweife: Toller Platz, sehr gepflegt, überdachte Sitzbank speziell für Radler, Wanderer und Motorradfahrer incl. Mikrowelle, überdachte Wäscheleinen und das ganze für 10,55 - und natürlich auch Klos mit allem. Da schwillt mir beim Gedanken an die anderen Abzocker immer der Hals. 


Zurück zum Rugby. Das Spiel geht um 4 los, es ist kurz davor. Schnell duschen, ein bisschen Wäsche machen, dann langts für die zweite Hälfte. Vielleicht machen die dann die Tore auf. Ich weiß ja nicht genau, wie lange die spielen, aber ähnlich wie beim Fußball wird's schon sein. Als ich ankomme, (ich muss ziemlich weit um das ganze Gelände rum), ist das Stadiontor weit offen, ich kann ungehindert durch. Die Uhr zeigt die 10. Minute in der 2. Halbzeit. Das reicht. Es steht 6:6. 

Ich will jetzt nicht weiter auf die Regeln eingehen, aber 6 Punkte können beim Rugby ziemlich schnell gehen. Ich habe auch keine Ahnung, wer die beiden Mannschaften sind.

Auf jeden Fall dürfen die Rot-Weissen zweimal kurz nacheinander so eine Art Freistoß ausführen, dazu muss das Ei durch die beiden langen Stangen am Tor gekickt werden. Zack, und schon steht es 12:6. Also 3 Punkte für jeden Kick. Dann ist die Zeit rum. Die Uhr bleibt bei 40 Minuten und 14 Sekunden stehen. Aber es gibt offenbar noch eine Nachspielzeit. Angezeigt wird nix.

Und dann macht die andere Mannschaft, die grün-roten, einen Touch down, der gibt 5 Punkte, also nur noch 12:11. Und zur Belohnung dürfen sie auch auf auf die beiden Stangen klicken. Das Ei geht durch, dafür gibt's 2 Zusatzpunkte. 13:12. Der Schiri pfeift ab.

Und jetzt lassen sie es krachen. Ich höre sie immer noch.


Zu meiner sportlichen Leistung heute: 77 km, 1380 hm. 

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