Deutschland-Hart an der Grenze 2021

 Auszug aus dem Reisetagebuch 

 


Einleitung


 

Nachdem ich mich im Jahre 2020 Corona - bedingt nicht zu einer längeren Radtour aufraffen konnte, habe ich mich im Jahr 2021 meiner im Jahr vorher geplanten Corona - Runde erinnert, die ursprünglich immer entlang der deutschen Grenzen laufen sollte. Für den Fall, dass man nicht rüber oder nicht mehr zurückkommen darf.

 

Ganz so streng wollte ich es dann doch nicht machen und je nach Lage auch eine erweiterte Tour über die Grenzen hinaus machen. Zeit hatte ich eigentlich genügend, über die Motivation war ich mir Anfangs nicht so richtig im Klaren. Also wollte ich mich einfach mal treiben lassen - mit offenem Ausgang. Zuerst an der östlichen Grenze entlang nach Norden zu meinem Freund Christian in Eutin, dann rüber an die Nordsee und dann mal sehen, wie die Lage so ist.

 

Den Donnerstag, 24. Juni habe ich mir zunächst als Starttag auserkoren. Weil: Irgendwann muss man ja starten - und wenn es nach dem Stammtisch ist. Eine Woche zuvor hatte ich meine Zweit - Impfung, also musste ich damit rechnen, in der ersten Woche gelegentlich einen Test machen zu müssen. Der Wetterbericht hatte aber etwas dagegen. Es gab sogar eine Unwetterwarnung für den Donnerstag. Also habe ich den Start nochmal um einen Tag verschoben. Ganz so schlimm wie auf dem Bild, so wie es mein Freund HP vor hergesehen haben will, wäre es aber doch nicht gekommen. Möge der Himmel seine Schleusen dichthalten und mir eine trockene und schöne Tour bescheren.  

 

Die Vorbereitung auf die Tour habe ich etwas nachlässig gestaltet. Mein Rad war eigentlich nicht in Topform. Die Scheibenbremse hinten macht immer ein bisschen Probleme und das Vorderrad fühlt sich etwas wackelig an. Aber es wird schon irgendwie gehen. Ich bin ja immer in zivilisierten Gegenden unterwegs, wo der nächste Radladen nie weit weg ist. Die Reifen sind auch schon ziemlich runter, aber 1000 km gehen noch. Die werde ich dann bei meinem ersten geplanten Zwischenstopp in Eutin erneuern. Die Ausrüstung habe ich noch mit zwei neuen Vaude – Satteltaschen aufgepeppt, eine neue Isomatte und ein neuer Schlafsack waren auch fällig. Bei dem lag die Priorität auf der Leichtigkeit und dem Packmass. Dabei hatte ich die Idee, Zelt, Schlafsack und Isomatte gemeinsam zu verpacken und zwischen den Satteltaschen zu platzieren. Für diesen Zweck habe ich mir noch eine Extra – Packtasche geleistet.

 


Freitag, 25. Juni - Reute - Donauwörth


 

Alles ist verpackt. Mein ‚Schlafzimmer‘ befindet sich wie geplant in einem Packsack, den ich mit einem Expandergummi auf dem Gepäckträger befestigt habe. Als ich um halb elf aufsteige, tröpfelt es noch. Auf dem Weg Richtung Biberach denke ich, dass ein letzter Corona - Test viel leicht gar nicht so verkehrt wäre. Wer weiß, wofür man's braucht. Also noch schnell ins Café Berlin rein, in der Nase rumstochern lassen und weiter.

 

Ich erinnere mich, dass ich vor 6 Jahren, als ich zum Nordkap aufgebrochen bin (Start in Schemmerhofen), vor Schemmerberg wieder umkehren musste, weil der Radweg überflutet war. Nach dem Regen der letzten Tage, könnte das auch jetzt wieder so sein. Das sollte mir aber heute nicht passieren. Also fahre ich statt über Schemmerhofen direkt nach Laupheim und ab hier in Richtung Riss und Donau. Schwarze Wolken begleiten mich auf der ganzen Strecke. Aber bis auf ein paar Tropfen bei Erbach komme ich trocken durch. Nach Ulm wird der Donauradweg meistens zu einem Naturweg durch lange Auwälder. Viele Pfützen, viel Matsch, aber meistens gut fahrbarer feiner Schotter. Hinter Günzburg geht es auch immer wieder weg von der Donau, oft sind die Wegweiser etwas verwirrend, aber ich habe inzwischen dazu gelernt.

 

Um Dillingen rum regnet es wieder ein bisschen, aber es ist nicht weiter schlimm. Den anvisierten Campingplatz in Donauwörth finde ich sofort. Der wird von einem Kanu - Club betrieben. Ich bin der einzige Gast. Aber als erstes muss ich meinen Corona - Test vorweisen. War doch eine gute Idee heute Morgen. Mit vielen kleinen Schlenkern und ein paar Umleitungen komme ich heute auf knapp 140 flache km. 


Samstag, 26. Juni - Kelheim


 

Kurz vor dem Aufbruch in Donauwörth lerne ich noch ein ungarisches Paar kennen. Die beiden sind am Abend vorher per Kanu angekommen. Er erzählt mir in bestem Deutsch, dass sie vor zweieinhalb Monaten am Schwarzen Meer losgepaddelt sind und jetzt 2500 km hinter sich haben. Das Ziel soll Donaueschingen sein. Das sind wahre Helden.

OK, aber jetzt los auf den Donauradweg. Wer sich hier ein flowiges und relaxtes Dahinradeln vorstellt, liegt falsch. Aber das wusste ich vorher schon. Das ist auch nach Donauwörth nicht anders. Auf dem Radweg wird man ziemlich durchgeschüttelt und wenn man dann immer wieder weggeführt wird, wird's manchmal auch bergig.

 

In Ingolstadt hole ich noch schnell einen neuen Corona - Test. Was man hat das hat man. Vor Kelheim verliere ich doch tatsächlich mal wieder den Radweg und stelle fest, dass es vielleicht besser wäre, auf der Landstraße zu bleiben, statt sich den vielen Schotter zu geben. Das wird aber leider mit ziemlich vielen Höhenmetern bestraft. Eine Welle folgt der andern bis zur finalen Abfahrt nach Kelheim. Einen Campingplatz habe ich mir auch schon ausgesucht, ca. 5 km nach Kelheim. Auf einem Bauernhof. Und weil ich weiß, dass ich auf dieser Seite der Donau bleiben muss, mache ich an einer Brücke, die plötzlich vor mir steht, einen Linksschwenk. Völlig gedankenlos.  Und als nach geraumer Zeit immer noch kein Camping platz auftaucht, schau ich mal wieder aufs Handy. Ich stelle fest, dass ich mich an der Altmühl flussaufwärts befinde. Einfach schnell mal die Altmühl mit der Donau verwechselt. Die hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Insgesamt 10 km versenkt. Kurz vor Feierabend.

 

OK, als ich dann endlich meinen Platz auf dem Bauernhof habe, ist es schon wieder ziemlich spät. Ein Bier bekomme ich noch, aber dann ist Feierabend. Mein Zelt steht direkt neben einer kleinen Hütte. Als ich mich gerade mit dem Gedanken beschäftige, jetzt meinen Blog zu schreiben, werde ich von links von einer jungen Radlerin angesprochen. Ob es mir etwas ausmachen würde, wenn sie hier neben meinem Zelt ihre Hängematte aufhängen würde. Nach einem kurzen Überraschungsmoment meinerseits beginnt sie dann zügig ihre Hängematte zwischen dem Baum hinter meinem Zelt und einem Dachbalken meiner Hütte aufzubauen. Und nebenher erzählen wir uns dann allerlei Geschichten vom Radeln. Es ist richtig witzig. Sie will von Berlin mit einem Zwischenstopp in Neu-Ulm nach Donaueschingen und Freiburg. Sie fährt ein altes Rennrad, das ist älter als sie selbst. Leider gibt's kein Bier mehr zu kaufen. Also ab ins Zelt bzw. in die Hängematte. Meinen Corona - Test vom Mittag hat im Übrigen keinen interessiert.

 

Mit allen Umwegen waren heute 130 km.


Sonntag, 27. Juni - Weiden in der Oberpfalz


 

 

Es ist Sonntagmorgen. Dank Wibkes (Ja, so heißt sie) Tipp, die Isomatte härter aufzupumpen, habe ich wirklich besser geschlafen. Beim Abbau unserer Liegenschaften erzählen wir uns weiter Geschichten. Sie spielt Bike – Polo, eine ziemlich verrückte Geschichte. Statt Pferd oder Elefant eben auf dem Rad. Das wird gerne auch nackt gespielt. Dabei geht es aber oft hart zur Sache, schwere Verletzungen nicht ausgeschlossen. Deshalb hat sie sich neuerdings eher aufs Fotografieren als aufs Selberradeln verlegt. Bei diesem Sport verwendet sie allerdings einen Künstlernamen.

 

Frühstück haben wir beide keines und so verabschieden wir uns dann in verschiedene Richtungen. Ich habe jetzt noch etwa 20 km an der Donau, bevor ich kurz vor Regensburg ins Naabtal abbiege. Dies klappt reibungslos. Anfänglich gibt's hier noch ziemlich viele Radler, Touristen und Campingplätze, aber später wird es diesbezüglich ziemlich dünn. In Burglengenfeld verpasse ich mal wieder den Radweg und bin bis Schwandorf auf dem Radweg neben der Landstraße unterwegs. Und plötzlich taucht Max neben mir auf. Im ersten Reflex will er vorbeirauschen, ist aber dann doch neugierig ob meiner Reiseausstattung. Also bleibt er bei mir. Ich erzähle, wohin ich will und er von seinen Zukunftsplänen. Er hat gerade Abi gemacht und noch ein bisschen Zeit bis zum Beginn seines Studiums. Sein Plan ist eine Deutschland - Rundfahrt. Dafür übt er gerade. Das trifft sich gut, da ist er bei mir genau richtig.  Hinter Nabburg kennt er einen Campingplatz, betrieben von seinen Nachbarn, der wäre aber gerade am Schließen. Bis dahin haben wir den gleichen Weg. Er hat keine Ahnung, ob der Platz noch offen ist. 10 km vorher rauschen wir noch an einem anderen Platz vorbei. Das Ende vom Lied: Max biegt am Campingplatz bei Nabburg nach rechts ab, der Platz ist geschlossen und ich habe keinen Plan mehr. Ab hier gibt's keine Zeltplätze mehr.

 

10 km später treffe ich einen Vater mit seiner Tochter. Er meint, in Weiden gäbe es einen Zeltplatz am Schätzlerbad. Das sind noch ca. 15 km. Nach 12 km bin ich in Weiden, der Badesee ist am anderen Ende der Stadt. Lt. Internet gibt's tatsächlich einen Platz für Dauercamper und einen Zeltplatz. Um 6 Uhr bin ich in Weiden, um halb sieben am Bad und erfahre dort, dass der Zeltplatz geschlossen ist. Ich bin ziemlich angepisst. Es ist Sonntagabend, ich habe Hunger und auf wildes Camping im Stadtwald von Weiden habe ich keine Lust. Also heißt es, wieder zurück in die Stadt und ein Hotel suchen. Ich finde ein einigermaßen günstiges, aber die Buchung auf Booking.com funktioniert nicht. Ok, dann fahre ich halt direkt hin. Ein Zimmer gäbe es schon, aber die Frage ist, ob ich auch einen Corona - Test habe. Der von Ingolstadt ist seit 5 Stunden abgelaufen. Ich könnte aber in eine Notdienst - Apotheke fahren und einen machen. Ok, dann mache ich das auch noch, 2,5 km hin und wieder zurück. Dann habe ich das Zimmer. Und ich habe noch nichts gegessen, geschweige denn getrunken. Aber auch das kriege ich noch hin.

 

Und dann waren es doch wieder 110 km.  


Interesse geweckt?


 

 

 

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