Der Regen in der Nacht war kurz genug, um das Zelt wieder abzutrocknen. Aber es ist grau und fühlt sich kalt an. Das Frühstück nehme ich noch mit Jan aus Belgien ein, dann trennen sich unsere Wege. Er ist geringfügig jünger als ich, aber es ist seine erste Radtour überhaupt. Aber mit dem schnellen E-Bike, also mit Nummerntafel. Seine tägliche Challenge besteht darin, am Abend Strom zu finden.
Mein angedachtes Ziel an der Ostsee ist Klaipeda, das aber 149 km entfernt ist. Da muss schon viel passen, damit ich das schaffe. Immerhin läuft die Route auf einer Bundesstraße, immer dicht an der Grenze entlang. Da sollte eigentlich nichts los sein. Tatsächlich bin ich nach 10 km wieder allein auf der Straße. Ab hier ist dann auch die links von mir verlaufende Memel die Grenze zu Russland. Aber es ist grau, neblig und ungemütlich. Endlose Geraden, endlose Wälder, endlose Felder. Und der Wind von vorne nimmt auch wieder zu. Bei km 50 steht eine Kneipe da, das kann ich mir nicht entgehen lassen. Bei 70 fängt es leicht zu regnen an, bei 99 stehe ich an einer Tanke in Silute, trinke den ersten Kaffee des Tages und checke die Lage. Dabei kommt tatsächlich die Sonne raus. 50 km nach Klaipeda sind mir aber zu weit. 17 km, auf dem direkten Weg zum kurischen Haff wird aber ein Restaurant mit Stellplätzen angezeigt. Das passt. Es ist jetzt richtig warm, das Restaurant liegt an einem See, hat zusätzlich ein Hotel auf einem umgebauten Boot und Platz für mich ohne Ende. Ich bin mal wieder der Einzige. Zahle aber 15 € und fürs französische Weißbier, was für eine Vorstellung, 5,50.
118 km, 380 hm.
Nach Klaipeda sinds immer noch 49 km, das gibt dann morgen wieder einen halben Ruhetag.
Noch eine Begriffserläuterung:
Die kurische Nehrung ist der schmale Streifen im Wasser, der sich von Süd nach Nord durch die Bucht zieht. Der südliche Teil gehört den Russen, der nördliche den Litauern. Das Haff ist das Gebiet, das sich zwischen Nehrung und Festland befindet.
Kommentar schreiben