So ein Ruhetag hat bei mir ja noch nie so richtig funktioniert. Statt zu Radeln, laufe ich mir halt die Hacken ab. Da kommen dann schon etliche Km zusammen. Lohnt sich in Riga aber wirklich. Unglaublich schöne Gebäude, Plätze, Parks, aber erstaunlich leer für einen Samstag. Beim ersten Rundgang in der Altstadt um halb 9 auf der Suche nach einem Kaffee wirkt die Stadt wie ausgestorben. Da sich die schönen Flecken nicht nur auf die Innenstadt konzentrieren, ist der abzulaufende Radius ziemlich groß.
Aber so ein Tag geht dann auch rum, am Abend ist wieder Musik unter meinem Fenster und dann freut man sich, wenn es wieder vorbei ist.
Heute morgen scheint um 9 Uhr beim Aufbruch die Sonne, lt. Wetterbericht soll es aber noch gewittrig werden. Es geht jetzt in südlicher Richtung raus. Am Anfang ist es schwierig, die Orientierung zwischen den vielen Ausfallstrassen zu behalten. Oben drüber, unten durch, alles dabei. Aber dann wirds ruhiger, die Schnellstraße läuft wieder parallel, nach dem Abzweig in Richtung Vilnius wirds vollends einfach. Die Strecke ist wieder bolzgerade, kilometerweit zieht es sich durch ein Waldgebiet mit Blicken bis zum Horizont. Es ist ziemlich viel Verkehr, auch LKW sind trotz Sonntag unterwegs. Die Grenze nach Litauen kommt nach 80 km. Schon 10 km vorher merke ich, wie sich die Wolken hinter mir aufbauen und mich dann zu überholen beginnen. Am Ortschild vor der Grenze kommen die ersten Tropfen und Windboen. Als der erste Schauer über mich hinweg geht, steht passender Weise eine Bushaltestelle mit einem schönen großen Dach da. 200 Meter vor der Memelbrücke, die hier wieder die Grenze bildet. Jetzt genehmige ich mir das Bier, das ich eine Stunde vorher schon erstanden habe. Dann ist es auch schon wieder vorbei. 20 km weiter, in Birzai, kommt ein großer See mit einem Campingplatz. Das wird mein Tagesziel. Bin mal wieder der Einzige hier. Beim Einkaufen im Supermarkt passiert mir das Gleiche wie schon eine Woche vorher: Es gibt nur alkoholfreies Bier. Fälschlicherweise war ich der Meinung, dass das erst ab 18 Uhr gilt. Die Kassiererin klärt mich auf. Ab 15 Uhr ist Schluss.
Aber ich finde in der Stadt noch eine Kneipe, in der ich bei normalem Bier und lautem Geschrei ringsum (vermutlich Fußballer) diese Zeilen schreiben kann.
103 km, 370 hm.
