Regensburg - Wien 24.6. -1.7.2019


Kaum zurück aus Asien habe ich quasi noch eine 'Ausradeltour' auf dem Donauradweg angehängt. Wobei das natürlich relativ ist. Für meine Freundin Ursel war es eine Premiere mit bis dahin ungekannten Tagesdistanzen.

 

Weil der Dom in Regensburg ein schöner Dom ist, den man anschauen sollte, wurde als Startpunkt eben Regensburg festgelegt, ab Passau kann schließlich ja jeder. 

 

Der Wetterbericht war perfekt, ab Montag immer wärmer bis heißer und die ganze Woche keine Wolke am Himmel bzw. auf dem Wetterbericht. 


Montag, 24.6.

Die Anreise mit dem Zug nach Regensburg ist problemlos. Allerdings verspüre ich schon seit dem Aufstehen Schluckbeschwerden, was ich aber zunächst nicht thematisiere. Bei der Ankunft will ich allerdings noch gleich das Fahrradticket und die Reservierung für die Räder für den Rückweg ab Wien zum am Vorabend gebuchten Super - Sparticket buchen, wobei sich sofort herausstellt, dass es in dem Zug keinen Platz mehr für die Räder gibt. Sprich: 70 Euro versenkt und ein neues Ticket für 185 Euro gebucht. Ein schöner Auftakt.

 

Ein kurzer Blick auf und in den Dom, ein Kaltgetränk, ein bisschen Proviantaufnahme und los geht es um 14 Uhr in Richtung Osten. Der Donauradweg ist welliger als gedacht, manchmal direkt an der Donau, dann wieder durchs Hinterland. Schotterstrecken wechseln mit Asphalt. Der ursprüngliche Plan, täglich ca. 80 km zu fahren, lässt sich auf jeden Fall für heute nicht halten, dazu ist es schon zu spät.

 

In Straubing ist Schluss für heute. Über Booking.com finde ich das Hotel Giamas für 65 Euro o. Frühstück.

Danach ein Stadtrundgang mit anschließender Völlerei in einem schönen Biergarten (Schweinebraten, Knödel, Kraut  bzw. Schnitzel mit Pommes). Eine schöne Stadt mit viel altem Gemäuer, das toll hergerichtet ist. 

 

Zum Auftakt waren es gar nicht so einfache 50 km bei schon ziemlich heißen Temperaturen und einem strammen Ostwind, der uns voll entgegenkommt. 

 


Dienstag, den 25.6.

Es ist schon merklich wärmer als gestern. Nach dem Frühstück zurück an die Donau. Das Tagesziel sollte heute Passau sein, um etwas von der zu kurzen Etappe von gestern wieder aufzuholen. Der Wind ist heute nicht ganz so stark, dafür häufen sich die Schotterstrecken.

 

Auf einer langen Umleitung wird dieser Schotter sogar richtig übel. Ursel wird dabei so durchgeschüttelt, dass sie die Schraube am Schnellverschluss des Vorderrads verliert. Zu allem Übel bekomme ich das zunächst nicht mit, weil ein paar Meter zwischen uns liegen und ich immer der Meinung bin, sie im Windschatten zu haben.  Ich muss ein Stück zurück, sie sucht die Schraube. Keine Chance, diese in dem groben Schotter zu finden. Aber wofür gibt es Kabelbinder? Damit kann man sogar einen Schnellverschluss ohne Schraube fixieren.  Bis zum nächsten Radladen 5 km weiter reicht es. Schaden behoben. 

Bis Passau zieht es sich, es wird immer heißer. Kurz vor dem Ziel lassen wir uns von den Radwegeschildern auch noch über die Donau locken und machen damit noch ein paar Zusatzkilometer. 

In Passau ist das Zimmerangebot rar. Trotzdem finden wir direkt in der Altstadt ein Zimmer in der 'Goldenen Sonne'. Mit Dusche und Klo auf der Etage, aber für schlappe 65 Euro. Die Chefin ist etwas 'eigenartig'. Als wir nach dem Duschen in die Stadt wollen, steht vor der Tür eine Gruppe von 5 Leuten, die wohl etwas verspätet sind. Sie weigert sich am Telefon, zurückzukommen und die Leute rein zu lassen.  So kommt's dass wir unsere Sanitäranlagen auf dem Stock zunächst für uns alleine haben. 

 

Nach einem einfachen Döner - Abendessen und ein paar Getränken sind wir reif für die Falle, denn es waren heute immerhin 102 km. Eine Entfernung, die Ursel in ihrem Leben nicht per Rad an einem Tag zurück gelegt hat.  Inzwischen scheinen auch die Nachzügler doch noch den Zugang zum Hotel bekommen zu haben. Wir merken es daran, dass plötzlich einer in unser Zimmer stolpert und das Klo verstopft ist. Was aber nichts miteinander zu tun hat. 


Mittwoch, den 26.6.

Weil unsere Hotelwirtin Frühstück erst ab halb 8 anbietet, wir aber früh weg wollen, suchen wir uns morgens eine Bäckerei in der Altstadt. Um 8 sitzen wir auf den Rädern. Wir entscheiden uns für die rechte Donauseite, weil links auch noch die Bundesstraße läuft. 

 

Ein paar Wellen hat es auch immer noch, aber jetzt kommt das spezielle Gefühl, entspannt am Fluss entlang zu radeln. Links und rechts ziehen sich die Hügel an der Donau entlang, die ab Passau leider nicht mehr blau, sondern dreckig - braun ist, weil der Inn noch eine Menge Schmelzwasser aus den Schweizer Alpen mitbringt. Einmal wechseln wir mit der Radfähre nochmal auf die andere Seite und sind plötzlich wieder in Deutschland. Später geht's aber wieder zurück nach rechts. Weil wir früh dran sind und gut Strecke machen, sind wir um 1 Uhr schon relativ nah an Linz. Irgendwo vor oder nach Linz wollen wir übernachten. Linz ist überraschend teuer, die wenigen Pensionen kurz danach ausgebucht.  

 

Und jetzt wird es rätselhaft: Nach einer längeren Pause finde ich hinter Linz einen Campingplatz an einem See, der auch kleine Hütten anbietet. Über eine Telefonnummer auf der Webseite buche ich eine Hütte. Kein Problem. Eine ist noch frei. 

Er meint, dass es von Linz aus noch ca. 15 km sind. Um aus Linz rauszukommen, müssen wir zunächst durch das Industriegebiet an der Donau, an dem hauptsächlich das Stahlwerk von Voest Linz angesiedelt ist. Als wir an die Donau zurück kommen, beginnt hier direkt eine Umleitung, die durchs Hinterland führt. Wir sind gespannt, ob wir auf dieser Umleitung unser Ziel finden. Wir finden das Ziel, aber offensichtlich von der falschen Seite her. Es gibt eine Kasse, an der sich die Badegäste für den See stauen. Der Typ an der Kasse schickt mich rein, Campingplatz ist drin. 

 

Es herrscht ein Riesenrummel. Es gibt zwei Seen. An dem einen wird noch gebaggert, am anderen ist der Badestrand, der Campingplatz, eine Wakeboardanlage, eine Restaurant mit Selbstbedienung. Der Typ an der Selbstbedienungstheke weiß aber nichts von einem Campingplatz, geschweige von Hütten. Ein anderer kommt dazu und schickt mich zur Wakeboardanlage. Dort steht ein Typ, der Tickets und Ausrüstung verkauft. Ja, ich wäre richtig, aber er hätte keine Zeit. Ich soll in 20 Minuten wiederkommen. Außerdem wüsste er nicht, wie das mit der Vermietung funktioniert. Als ich zurückkomme, ist ein anderer da. Ja, richtig bin ich schon, ob ich später.... Ich raste schier aus. Nein, absolut nicht. Jetzt. Er ist einsichtig. Der erste Typ ist plötzlich wieder da und geht los, um einen freien Platz zu suchen. Irgendwie scheint das mit den kleinen Hütten nicht zu stimmen.

 

Das Ende vom Lied: Es gibt ein Haus, in dem es im Untergeschoß mehrere kleine Zimmer gibt und unterm Dach ein Lager mit 6 Betten. Irgendwie verstehe ich grad gar nichts mehr.  Eine Buchung von mir ist auf jeden Fall auch nicht auffindbar. Wer am Telefon war? Keine Ahnung. Ein Mann. Egal, wir bekommen das Dachlager mit den 6 Betten und Toilette im Erdgeschoss. Einchecken können wir dann später noch. 'Wir sind bis 9 Uhr da". Nach Baden und Duschen gehen wir zum Abendessen ins Restaurant. Es gibt nichts mehr. Die Küche hat gerade aufgehört. Nach einer kurzen entsetzten Pause die Entwarnung. Außer Pommes, Spaghetti und Salat. Das reicht. 

 

Als ich um halb 9 zum verspäteten Check-In gehe, ist keiner mehr da. Auch egal. Die Nacht wird glühend heiß unterm Dach. Wir machen die Handtücher nass und lassen die Tür auf um durchzulüften. Das führt aber dazu, dass jede Bewegung im Zimmer den Bewegungsmelder für die Stufenbeleuchtung auslöst. Eine schwierige Nacht. 

 

Mit 117 km am heißesten Tag der Woche stellt Ursel immer neue Rekorde auf. 

 

Bleibt noch das Rätsel mit den Hütten und der Telefonnummer auf der Webseite. Wo auch immer dieses Telefon steht. 

 

 


Donnerstag, den 27.6.

Heute soll es nicht mehr ganz so heiß werden. Um 8 ist noch keiner von den Wakeboardern da. Ich hinterlasse einen Zettel mit meiner Adresse. Sollen sie mir doch eine Rechnung schicken. Wenn sie das schaffen. Das Ziel soll heute hinter Ybbs sein, nicht mehr als 80 km. Also völlig entspannt. 

 

Das Frühstück nehmen wir in der historischen Altstadt von Enns ein, etwa 10 km entfernt. Der Donauradweg ist heute richtig schön und windet sich in engen Schleifen durch die Berge links und rechts. Irgendwie habe ich gar nicht mehr auf dem Schirm, wie schön der Donauradweg in Österreich ist. Die Strecke bin ich zuletzt 1988 gefahren. Zeitweise haben wir auch ein richtiges Holperstück, das aber nach 3 oder 4 km vorbei ist. Durch die eng an der Donau stehenden Bäume gibt es viel Schatten. Inzwischen hat auch die Wachau angefangen. Nach meiner Erinnerung führt der Radweg auf der linken Seite ein bisschen durch die Weinberge, also bleiben wir rechts im flachen.  

 

Ein Stück nach Ybbs entdecke ich auf Booking.com das Hotel Moser in Pöchlarn, zum sensationellen Preis von 44 Euro, inklusive Frühstück. Die letzten Kilometer vor dem Ziel zieht dann sogar der Himmel noch zu und  drei Regentropfen fallen, als wir auf die Brücke zusteuern, über die wir noch zu unserem Tagesziel müssen. Das Hotel ist wirklich gut und zu diesem Preis absolut einmalig auf der Strecke. 

 

Nach 90 km genießen wir das Abendessen im Hotel - Biergarten. Die Ortsbesichtigung ersparen wir uns heute. 

 

 

 


Freitag, den 28.6.

Heute ist alles anders. Ursel hat Halsweh, Schüttelfrost und Fieber. Jetzt muss ich auch raus lassen, dass ich schon sein Montag Halsweh habe. Habe ich sie angesteckt?
Das Frühstück schmeckt trotzdem noch. Kein schlechtes Zeichen. 

Aber schnell stellt sich heraus, dass ihr die Kraft heute fehlt. Das Ziel 'Tulln' nach 80 km ist illusorisch. Am Anfang geht es noch einigermaßen, aber es wird zunehmend schwierig.

Nach Krems kommt eine Kneipe am Radweg, mehrere Pensionen haben ihre Werbezettel auf einer Tafel an der Kneipe befestigt. Damit ist die heutige Etappe beendet. Wir finden ein Zimmer in einer Frühstückspension, 500 Meter entfernt, für 37 Euro (pro Person).

 

Im 6 km entfernten Traismauer finde ich eine Apotheke, in der ich Aspirin kaufen kann. Damit  kommt sie wieder soweit auf die Beine, um auch noch das Abendessen in einem Biergarten zu überstehen. 

 

Das waren heute fiebrige 55 km bei eigentlich angenehmen Temperaturen. Nach Wien sind es jetzt noch 70 km. 


Samstag, den 29.6.

Den 60. sten Geburtstag hat sich Ursel eigentlich anders vorgestellt. Die Nacht war hart, Fieber und Halsschmerzen sind am nächsten Morgen immer noch da, das Fieber kann aber mit dem Aspirin etwas in Grenzen gehalten werden.

 

Damit ist klar, dass die letzte Etappe nach Wien mit dem Zug zurückgelegt wird. Nur noch 6 km nach Traismauer radeln, danach mit dem Zug in die Stadt.

 

In Hütteldorf könnten wir jetzt noch in die S-Bahn umsteigen, der Radweg an der Wien entlang geht aber direkt zum Hotel. Das möchte sie dann wenigstens doch noch machen. Also finden die letzten 10 km bis zum Ziel am Trendhotel Austria Ananas doch noch auf dem Rad statt.  Gutes Hotel zu einem tollen Preis, leider etwas unflexibel an der Rezeption. Auf meine morgendliche Anfrage wegen einem früheren Check-In reagieren die Angestellten nicht besonders entgegenkommend. Auch nach der Ankunft ist trotz der schwierigen gesundheitlichen Situation kein Entgegenkommen erkennbar. Das könnte man auch besser machen. 

 

Nach insgesamt 427 Radkilometern ist damit die Radtour nach Wien beendet. Tolle Landschaft, tolles Wetter. 


Sonntag und Montag, 30.6. und 1.7.

 

Der Rest ist Stadtbesichtigung, per Fuß und per U-Bahn. 

 

Die Rückfahrt am Montag mit dem Zug wird wieder zur Geduldsprobe. Mit zweieinviertel Stunden Verspätung kommen wir in Biberach an. Macht: Rückerstattung Fahrpreis 50 % = 92,50. Damit ist zumindest das Super - Sparticket wieder raus. Super!