· 

Bratislava

Das alte Rathaus von Bratislava
Das alte Rathaus von Bratislava

Meine Augsburger Nachbarn haben von Regen gesprochen und wohl die Gunst der Stunde genutzt,  nachdem es um 5 Uhr morgens immer noch trocken war. Denn da habe ich sie schon zusammenpacken gehört. Die wollten wohl unbedingt trocken nach Wien kommen.  Ich habe mir dagegen bis halb acht Zeit gelassen. Da war es immer noch trocken und das war auch so, als ich kurz nach halb neun losgefahren bin. 


Es kommt wie's kommt. Es ist grau und Nebel verhangen, die Menschenmassen sind verschwunden. Die Österreicher müssen wieder in die Schule und zum Arbeiten,  die Deutschen,  die nach Wien radeln, sind noch nicht so weit. Bis Wien überholen mich genau zwei Rennradler, zwei mit Gepäck kommen mir entgegen.  Der Radweg ist immer mal wieder ein bisschen feucht, weil es hier früher schon geregnet hat. Vor Klosterneuburg wechsle ich auf die linke Seite und erreiche Wien direkt am Übergang zur Donauinsel. Die teilt den Fluss auf ca. 20 km Länge und ist zum einen Naturschutzgebiet und zum anderen eine endlose Partymeile mit unzähligen Biergärten und sonstigen Belustigungsmöglichkeiten. Ab und zu schaut jetzt auch die Sonne raus. Wenn der Wind nicht wäre, wäre es perfekt. 

Ab dem Ölhafen wird es vollends einsam. Hier beginnen die Donauauen, die sich bis nach Hainburg, ca. 15 km vor Bratislava hinziehen. Endlose Geraden, links und rechts Wald und Wiesen,  die Donau mindestens 1 km entfernt.  Bei Hainburg geht die erste Brücke rüber und beendet diesen Abschnitt.  In der Ortsmitte kommt tatsächlich so etwas wie ein Regenschauer, den ich zusammen mit einem Fernradler aus der Gegenrichtung mit einem kurzen Plausch überbrücke. Dann ist es auch schon wieder vorbei. Der Radweg führt jetzt etwas weg von der Donau, eine halbe Stunde später bin ich aber schon in Bratislava und betrachte die Kulisse von der anderen Donauseite. 107 km stehen auf der Uhr, der Tag ist definitiv beendet, obwohl es erst halb drei ist. Campingplatz? Gibt es keinen, nur einen Womo-Stellplatz ein bisschen außerhalb.  Hostel? Ich finde eins für 15 Euro direkt im Zentrum,  beim Bezahlvorgang werden daraus 11,88. Da kann man nicht meckern.  Die Gegend sieht zwar etwas heruntergekommen,  man kann auch sagen, alternativ,  aus, aber das Zimmer ist ok. 3 Stockbetten, ich bin zunächst der einzige.  Als ich später kurz zurückkomme, ziehen gerade zwei junge Iren ein. Der eine erzählt gleich, dass seine Großeltern aus Ulm kommen. Sachen gibt's.  

Inzwischen sitze ich in einer schönen Kneipe beim Bier, draußen geht ein Gewitter nieder und ich habe gerade das Gefühl, heute alles richtig gemacht zu haben.