Schwarzwald 5.-9. September 2020


Fünf Tage durch den Südschwarzwald


Samstag, 5.9.

Die jährliche Sprinter - Tour in den Süden ist diesmal Corona zum Opfer gefallen. Dafür gab es eine eher private Tour in den nahen Schwarzwald, den schändlicher Weise  kaum einer von uns kennt. Florian hat die Touren - und Hotelplanung übernommen und so sind wir am Samstag, den 5.9. nach Furtwangen gefahren, wo unsere erste Übernachtungsstätte gebucht war. Der Wetterbericht war nicht ganz so optimistisch. Es war deutlich kühler als in den letzten Tagen und auch Regen war (theoretisch) ein Thema. 

 

Nach der Anreise am frühen Morgen ziehen wir uns auf dem Hotelparkplatz um und starten gleich zur ersten Tour. Dabei lernen wir gleich am ersten Tag viele einsame und gelegentlich auch steile Sträßchen kennen, gesäumt von vielen typischen Schwarzwälder Bauernhäuser. Immer in Richtung Norden oder Nordwesten geht es über Schonach nach Elzach und weiter bis Haslach im Kinzigtal, wo der nördlichste Punkt erreicht wird. Der Rückweg in südöstlicher und südlicher Richtung führt wiederum über Triberg und Schonach zurück nach Furtwangen, wo wir das Hotel nach 105 km und knapp 2000 Hm wieder erreichen. Die Temperatur ist auf der ganzen Tour angenehm. Regen ist kein Thema. 

Zum Abendessen im Hotel 'Kräuter Chalet' kann man vielleicht sagen: Wir werden knapp satt und der Hunger treibt's rein. Mehr nicht. 

 



Sonntag, 6.9.

Der Sonntagmorgen beginnt entgegen den Erwartungen sonnig und mit dem Frühstück auf der Terrasse, welches fein säuberlich abgezählt, pro Zimmer ein Tablett, an der Theke zum Abholen bereit steht. Sehr überschaubar, für Radler denkbar ungenügend. Immerhin gelingt es Peter, für sein Zimmer ein zweites abzustauben.

 

Die Fahrt geht heute durch das Hexenloch über den Kandel, den wir bei der Anfahrt quasi im Bergrücken immer leicht bergab umfahren, ehe wir ab Waldkirch dann rauf müssen. Auf 11 km geht es jetzt fast 900 Höhenmeter hoch zur Passhöhe auf 1150 m. Es ist inzwischen total diesig und ziemlich kalt. Oben hat es höchstens 6, 7 Grad. Was Wolfgang nicht davon abhält, alles in kurz zu fahren. Über St. Peter und St. Märgen fahren wir jetzt über einige Wellen, kurzzeitig an der Schwarzwaldhochstraße, wieder zurück zum Hexenloch, von wo wir jetzt eine weitere Schleife über Hammereisenbach und den Linachstausee  zurück nach Furtwangen nehmen. Nach 117 km und ca. 2400 hm sind wir wieder am Hotel. 

Ob der Erfahrungen vom Vortag nehmen wir das Abendessen heute im Rössle im Furtwangen, wo wir uns in heimeliger Atmosphäre durch Schwabentöpfle und Co. durchfuttern und einen erfreulichen Abend erleben. Den Absacker im unserem 'Kräuter Chalet' bekommen wir nur noch mit leichtem Widerwillen serviert. 

 

Bei km 13 und 80 ist das Hexenloch, bei km 46 der Kandel
Bei km 13 und 80 ist das Hexenloch, bei km 46 der Kandel

Montag, 7.9.

Beim Frühstück ist es immer noch kühl, die Bedienung passt auf wie ein Luchs, dass sich keiner ein zusätzliches Tablett schnappt. Der Vortag  hat wohl Spuren hinter-lassen. 

Der Tag beginnt zunächst mit einer einstündigen Autofahrt an den zweiten Standort unserer Tour, in den winzig kleinen Ort Hof in der Nähe von Schönau bei Todtnau, dem Heimatort von unserem Bundes - Jogi. Wir wohnen jetzt im Hotel Hirtenbrunnen, einem über 400 Jahre alten Schwarzwaldhaus. Wir bekommen zunächst vom Wirt, einem ansonsten wortkargen Zausel, eine Einweisung über die selbstständige Entnahme von Getränken, derweil er jetzt zwei Ruhetage habe und bis auf die Frühstückszeit nicht im Haus zu sein gedenkt.

 

Danach satteln wir auf, fahren bei sonnigen und angenehmen Temperaturen zurück nach Schönau und erreichen hier die Straße zum Belchen, mit 1414 Meter Höhe der zweithöchste Schwarzwaldberg. An der Abzweigung zur Belchen - Seilbahn verlassen wir die Hauptstraße und fahren jetzt auf einsamer Straße hoch zum Belchenhaus auf 1310 m. Kurz nach der Talstation der Bahn sogar ein kleines Stück auf Schotter. Das Sträßchen zieht mit einer angenehmen Steigung hoch. Wir sind komplett allein unterwegs, abgesehen von ein paar Wanderern. Am Belchenhaus genießen wir die Aussicht zusammen mit vielen anderen, die mit der Bahn hochgekommen sind. Die Straße ist eine Sackgasse und wir müssen den gleichen Weg wieder runter. Jetzt geht's weiter bis zum Wiedener Eck. Ab hier sollte eigentlich die Abfahrt nach Münstertal beginnen, aber es stehen martialische Absperrungen herum, die uns sagen wollen, dass die Straße wegen Bauarbeiten für jeglichen Verkehr gesperrt ist. Mangels Alternative ignorieren wir diese natürlich und riskieren die Abfahrt. Es ist überhaupt kein Problem. Die Baustelle ( Montag!) ist völlig verwaist und gut zu durchfahren, weil (wenn überhaupt) nur an der Randbefestigung gearbeitet wird. Zur Mittagszeit sind wir in Staufen und machen im Zentrum Pause, wo wir uns nicht richtig zwischen feudalem Mittagessen und einfacher Kaffeepause entscheiden können. Während ein Teil der Gruppe einen Dauerkreisel um die diversen Lokale beginnt, entscheidet sich der andere für einen schnellen Leberkäswecken aus der Metzgerei. Derweil haben dann die Dauerkreisler doch das Kreiseln aufgehört und einen Platz in der nobelsten Lokalität am Platz ergattert, wo dann das Süppchen in einer lächerlich kleinen Portion zu einem exorbitanten Preis auch nicht richtig für Freude sorgt. 

 

Im schönen historischen Zentrum von Staufen sehen wir an vielen Häusern die symbolisch aufgebrachten Aufkleber, die auf die Risse an den Wänden, resultierend aus einer verunglückten Thermalbohrung, hinweisen. 

Weiter geht es jetzt in Richtung Freiburg und den Schauinsland, wo jetzt eine der längstmöglichen Steigungen in Deutschland beginnt. Fast 1000 hm geht es jetzt aus dem Rheintal bis zur Passhöhe (1200 m) am Schauinsland hinauf. Das gibt's nicht mal im deutschen Alpenraum. Ab der Talstation Schauinslandbahn, wo wir bereits 200 hm hinter uns haben, sind es noch 12 km bis nach oben. Weil heute Montag ist, haben wir kaum Auto - oder Motorradverkehr. 

 

Jetzt geht es eigentlich nur noch bergab. Über Notschrei und Muggenbrunn rauschen wir runter nach Todtnau und erreichen Schönau und den letzten 150 Meter Anstieg zu unserer Bleibe in Hof. 102 km und ca. 2300 hm stehen zu Buche. 

 

Das Abendessen stellt uns vor leichte Probleme, weil die meisten Lokale heute zu haben und die geöffneten alle ausgebucht sind. Nachdem einige sich innerlich schon auf einen Dönerladen eingestellt haben, werden wir aber doch noch in Todtnau in der 'Alten Münz' fündig, wo wir bei gutbürgerlichen Küche einigermaßen satt werden. Am Rest des Abends gibt's Selbstbedienung in unserem Hotel. 

 



Dienstag, 8.9.

Das Frühstück gibt's diesmal vom Buffet, es ist alles da und wir sind zufrieden.  So kann ein Tag auch anfangen. Draußen scheint die Sonne und es verspricht ein schöner Tag zu werden. 

Die Strecke, die wir gestern heruntergekommen sind, fahren wir heute wieder hoch. Also über Todtnau, Muggenbrunn und Notschrei. Der Verkehr ist hier etwas heftiger, weil das die Umleitungsstrecke für die gesperrte Straße nach Münstertal ist. Ab Notschrei geht es jetzt runter nach Oberried, wo wir rechts ab auf eine kleine Straße fahren, die nach ein paar Kilometern für den Autoverkehr gesperrt ist.  Die nächsten 12 km erklimmen wir jetzt fast 800 Hm mit bis zu 12 % hinauf auf den Rinkensattel, der den Übergang nach Hinterzarten bildet. 

 

Nach einer kleinen Pause an einem Berggasthof durchqueren wir Hinterzarten und fahren hinunter in Richtung Titisee und Feldberg, wo wir dann bei Bärental die B500 queren und in Richtung Schluchsee weiterfahren.   Hier angekommen, gibt es Beratungsbedarf. Es gibt für heute nämlich zwei Optionen: Die mittlere und die lange Südschwarzwaldrunde. Und genau hier am Schluchsee trennen sich die beiden Varianten. Die lange hat etwa 25 km und 400 hm mehr als die mittlere. Es ist inzwischen ziemlich warm und der größere Teil kommt zu dem Schluss, dass die mittlere Runde reicht. So trennt sich also der Führungskader Wolfgang und Florian vom Rest der Truppe, der die Endphase der mittleren Variante über Menzenschwand und Bernau angeht. Eine letzte lange Abfahrt hinunter nach Präg bringt uns wieder in heimische Gefilde, wo wir nur noch den finalen Anstieg hinauf nach Hof zu bewältigen haben und das Hotel nach 97 km und 2100 hm erreichen.  Die andern beiden sind dann eineinhalb Stunden später da. Ein paar kleine Bierchen genießen wir direkt am Anschluss im Garten unseres gemütlichen Hotels. 

 

Danach wird schnell ein Tisch für das Abendessen im 'Bella Italia' in Todtnau klargemacht, wo bei unserer Ankunft schon eine Menschentraube davorsteht und auf freie Plätze lauert. Es scheint ein Notstand ausgebrochen zu sein. Schön, wenn man dann reserviert hat. Unschön, wenn man dann trotzdem nicht satt wird. Ich jedenfalls. Aber ich bin ja auch völlig verfressen und bei Nudelgerichten beim Radfahren grundsätzlich enttäuscht. In Zukunft gibt's nur noch Pizza. Aber das ist ja mein Privatproblem. 

Wolfgang macht's auf jeden Fall richtig und bestellt gleich noch eine Portion Pommes hinterher. 

 



Mittwoch, 9.9.

schon wieder der letzte Tag. Die entscheidende Frage lautet: Ausrollen oder nochmal eine lange Tour? Oder gar nicht mehr fahren? Das geht gar nicht, aber eine lange muss es auch nicht mehr sein. Zur Auswahl hätten wir noch eine 60 km Tour ab St. Blasien, aber dazu müssten wir noch mal mit dem Auto fahren. Kein Problem, das liegt fast auf dem Weg. Also entscheiden wir uns für diese Variante. Es scheint in richtiger Sommertag zu werden. 

 

So begeben wir uns also in neue Gefilde und fahren nach St. Blasien. Dort angekommen, stellt Peter fest, dass eines seiner Klickpedale gebrochen war. Das muss wohl gestern Abend beim Absteigen vor dem Hotel passiert sein. Und jetzt? Nach kurzem Nachdenken sagt Herbert plötzlich, er hätte ein paar Ersatzpedale dabei. Welche Schuhgröße er denn habe? Wieso Schuhgröße? Ist bei Pedalen doch egal. Nein, er hätte auch noch Ersatzschuhe dabei. Und so kommt es, dass das Problem, kaum dass es bekannt war, gelöst ist. Die Schuhe und die Pedale passen. 

Wir starten südwärts aus St. Blasien heraus mit einem kleinen 5 km - Anstieg, ehe wir dann eine 25 km - Abfahrt durch das romantische Albtal erleben, die schließlich am Rhein bei Albbruck endet. Zunächst geht es jetzt ein paar km am Rhein entlang bis nach Waldshut.

 

Nach einem kurzen Zwischenstopp an einer Bäckerei kurz vor Waldshut beginnt dort der Weg zurück und damit der Anstieg, der am Ende, bei km 60 und damit 5 km vor St. Blasien den höchsten Punkt der Strecke erreicht. Die Hälfte davon sind wir auf einem einsamen Sträßchen am Fluss Schwarza entlang unterwegs inklusive einem dazu gehörenden Stausee. 65 km und 1100 hm kommen so nochmal zusammen. 

 

Ein schöner Abschluss eines tollen Rad - Kurzurlaubs im doch so nahen Schwarzwald. Da gibt's noch viel zu tun.