Transalp Lenggries - Gardasee 1998


  ‚Transalp‘ von Lenggries zum Gardasee v. 18.7.98 – 24.7.98 mit Volli Kronmüller

 

Die Tour wurde von Volli ausgearbeitet. Grundlage waren zwei Tourenbeschreibungen aus der Zeitschrift ‚BIKE‘. Allerdings wurden dort für diese Tour ca. 8 – 9 Tage angesetzt. Freitag, den 17.7.98: Anreise nach Lenggries per Zug . Die Fahrt gestaltet sich etwas mühselig. Über Aulendorf, Kissleg, Leutkirch, Memmingen , Buchloe nach München – das zieht sich. Ankunft in Lenggries ca. 14 Uhr 30. Zur Einstimmung mache ich eine kleine Radtour an der Isar entlang. Um 21 Uhr kommt Volker. Übernachtet wird bei Fam. Gerg. Das Etablissement ist von relativ einfacher Art.

 

 Samstag, den 18.7.98: 1. Etappe – Von Lenggries nach Weerberg (Inntal), 115 km, 2800 hm

 

Wir starten um ca. 8 Uhr 30 in Lenggries, nicht ohne noch schnell den Proviant für den laufenden Tag zu besorgen (3 Belegte). Nach dem ersten etwas leichteren Buckel gleich hinter Lenggries mit einer ziemlich herben Abfahrt erreichen wir den Achenpass, verlassen diesen aber gleich wieder in Richtung Karwendel und Sylvensteinstausee. Dort gibt es auch gleich den ersten ‚Verfahrer‘ . Zwei Kilometer zu weit am See entlang, der Weg endet im Nichts. Unser Ziel ist die Überquerung des Schleimsjochs. Nach einer relativ steilen und langen Auffahrt auf einem (für Radler gesperrten) Forstweg endet auch dieser Weg. Wir müssen zurück. Ca. 2 – 3 Stunden in den Sand gesetzt. Die neue Route führt via Seewaldhütte über den Karwendelkamm Richtung Achensee. Als wir endlich wieder am Achenpass sind, haben wir bereits ca. 70 km in den Beinen und sind gerade mal ca. 20 km Luftlinie von Lenggries entfernt. Weiter geht’s auf der Straße am Achensee entlang ins Inntal runter. Auf dem Radweg am Inn entlang rollen wir in Richtung Schwaz und Pill. Dort beginnt der Aufstieg in Richtung Gaiseljoch. Wir wollen noch ca. 300 hm machen und dann übernachten. Kurz vor dem ausgespähten Ziel treffen wir zwei Bikerpäarchen: Walter und Albert aus Heimenkirch, Peter und ? aus München. Kurzfristig beschließen wir, alle gemeinsam in Weerberg zu übernachten. Die ursprünglich anvisierte Übernachtung auf der Weidener Hütte (1800 m) ist zu weit weg. Das Hotel ist gut, der Abend locker, die diversen Hefeweizen ok. 

 


Sonntag, den 19.7.98: 2. Etappe – Von Weerberg zur Sattelalm, 85 km, 3100 hm

 

Beim Start um ca. 8 Uhr 30 gibt’s noch ein bisschen Nebel im Tal, der Tag verspricht aber schön zu werden. Wir starten alle sechs gemeinsam, aber schon bald fallen die beiden Münchner zurück. Wir passieren die Weidener Hütte und erreichen schließlich das Gaiseljoch (2292 m). Von dort gibt’s eine lange Abfahrt ins Tuxertal nach Vorderlanersbach. Dort trennen sich unsere Wege. Albert und Walter nehmen eine andere Route zum Gardasee.

Es ist inzwischen ziemlich heiß, als wir uns auf den Weg talaufwärts zum Tuxer Gletscher machen. Immer den Gletscher vor Augen, erklimmen wir das Tuxer Joch (2390 m). Ab Mittelstation der Gletscherbahn heißt es : schieben. Kurz vor der Hütte donnert es zweimal. Volli packt leicht die Panik. Nach einer kurzen Pause auf der Hütte geht’s weiter in Richtung Brenner. Zunächst müssen ca. 500 hm abgestiegen werden, das Bike wird überwiegend getragen. Sehr ätzend. Es folgt eine lange Abfahrt, mit einem leichten Gegenhang, zum Brenner runter. Entlang der Bundesstraße fahren wir zunächst nach Gries, von dort geht es weiter auf einem Forstweg zur Sattelalm. Diese erreichen wir um ca. 7 Uhr abends. Wir sind die einzigen Gäste, Übernachtungen sind dort eigentlich keine vorgesehen, wir dürfen aber trotzdem bleiben. Frau Nagele macht uns heißes Wasser zum Waschen, stellt uns einen Plastiktrog ins Damenklo, sorgt für eine Decke und Licht, zeigt uns die Matratzen auf der Baustelle unter dem Dach, kocht uns Nudeln, setzt uns ins Wohnzimmer der Familie und lässt uns durch ihre Töchter mit Getränken versorgen. Mit Gatte Franz diskutieren wir noch ein bisschen über den vielen Verkehr auf den Autobahnen. Sehr witzig in dieser Umgebung.


Montag, den 20.7.98: 3. Etappe – Von der Sattelalm zum Auener Hof , 90 km, 2900 hm

 

Nach einem reichlichen Frühstück und dem Begleichen der Zeche (ca. 40 DM incl. Übernachtung) geht’s wieder um 8 Uhr 30 los. Allerdings beginnt nach einem Kilometer schon wieder die Schiebe – und Tragestrecke auf das Satteljoch. Zwischenzeitlich überqueren wir die Grenze nach Italien. Oben erreichen wir die alte, von der italienischen Armee zwischen den Weltkriegen gebaute Militärstraße, die sich auf dem Brennerkamm ca. 10 km entlangwindet. Am Ende dieser Straße steht eine lange Abfahrt auf Schotter und Kies nach Gossensaß. Von dort geht‘s auf der Bundesstraße nach Sterzing. Zur besten Mittagshitze erreichen wir den Pass zum Penserjoch. Dies ist und bleibt der einzige Straßenpass auf der Tour. Immerhin liegt die Passhöhe auf über 2200 m. Die Abfahrt vom Penserjoch führt ins Sarntal. Wir fahren bis Sarnthein, biegen nach rechts ab und haben jetzt nochmal zum Feierabend ca. 700 hm bis zum Hotel Auener Hof. Wir bestellen Hirsch mit Nachschlag, schlagen uns damit die Bäuche voll und verbringen eine ruhige Nacht.


Dienstag, den 21.7.98: 4. Etappe – Vom Auener Hof nach Cles, ca. 110 km, 3000 hm

 

Beim Frühstück gibt’s schon die erste Verzögerung. Wir kommen deshalb erst um 9 Uhr los. Auch hier das gleiche: Um den Übergang auf die andere Bergseite zu erreichen, heißt es erstmals schieben. Oben freuen wir uns auf eine lange Abfahrt ins Meraner Tal. Diese gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht. Schon das Ziel vor Augen, endet das schöne Teersträßchen in einem steilen Wanderpfad. Wie gehabt – schieben u. tragen. Die letzten Kilometer bis Burgstall geht’s dann doch noch recht zügig. Inzwischen ist es schon wieder Mittag und sehr heiß. Wir befinden uns auf 285 m und biegen ab Lana auf die Straße ins Ultental ab. Zunächst geht’s auch ganz vernünftig hoch, aber dann zieht sich die Straße doch relativ flach weiter in Richtung Talende. 32 km und nur 1200 hm wirken leicht frustrierend. Jetzt endet die Straße und es geht zunächst auf einem Forstweg ca. 400 hm in Richtung Rabbijoch. Die nächsten 600 hm bis zur Passhöhe wird das Bike wieder zum lästigen Gepäckstück. Die Hütte nach der Passhöhe ignorieren wir und tragen, weil wir grade so gut drauf sind, das Bike auch gleich wieder 300 hm runter, bis wir endlich auf einen vernünftigen fahrbaren Weg kommen. Mit dem Übergang haben wir Südtirol verlassen und sind jetzt im ‚richtigen‘ Italien. Als wir die Talsohle erreichen, beschließen wir, solange es noch bergab geht, trotz später Stunde weiter zu radeln. Um 20 Uhr 30 erreichen wir das Städchen Cles, suchen ein Hotelzimmer, finden auch ein ziemlich schäbiges und machen uns schnell auf die Suche nach etwas Essbarem. Diese endet wieder in unserem Hotel, wo sich der Wirt trotz bereits geschlossener Küche bereiterklärt, einen Schlag Nudeln zu kochen. Der Schlag ist ordentlich und auch lecker. Hefeweizen ist hier nicht bekannt, Volli schwächelt ab und ich genieße in der Eisdiele gegenüber ein Absacker – Bier. Die Nacht ist heiß und laut.


Mittwoch, den 22.7.98: 5. und letzte Etappe von Cles nach Torbole, ca. 115 km, 3000 hm

 

Um ca. 9 Uhr brechen wir auf, zunächst ca. 10 km flach, danach steiler bis zum Lago di Tovel. Dort endet die Straße, ein zunächst steiler, aber fahrbaren Weg führt uns auf eine Alm auf ca. 1600 m. Jetzt ist es wieder vorbei mit radeln. 850 hm und die Durchquerung der Brenta – Gruppe liegen vor uns. Wir sind jetzt im Skigebiet von Madonna di Campilio. Über Schotterpisten und Schotterwege geht’s ab ins Tal. In Madonna ist zunächst Nahrungsaufnahme angesagt, aber nach einer kurzen Pause geht’s schon wieder weiter. Der Weg ist noch lang. Nur kurz ist der Genuss einer schnellen Abfahrt auf der gut ausgebauten Talstraße. Schon erreichen wir einen Forstweg, der sich lt. Karte wieder 400 hm nach oben windet. Nachdem wir eine Alm mit einem kleinen See erreichen, stehen wir vor einer steilen Wand, die das Tal abschließt. Hier müssen wir drüber, meint Volli. Eine Stunde später stehen wir tatsächlich oben und können es kaum fassen, dass dies lt. Karte nur 200 hm sein sollen. Nach einer kurzen Rast (es ist schon 18 Uhr) und dem Genuss der Abendstimmung vor einer grandiosen Kulisse heißt es abfahren. 1200 hm und 15 Kilometer auf einer staubigen Piste. Die Finger scheinen beinahe abzufaulen. Der Plattfuß von Volli zwischendurch bringt wenigstens ein bisschen Erholung. Weitere 200 hm tiefer sehen wir das erste mal einen Wegweiser nach Riva: 27 km und 400 hm liegen noch vor uns, es ist bereits kurz vor acht. Nach der Hälfte der Strecke erreichen wir die Passhöhe und genießen die letzte Abfahrt nach Riva. Je näher wir dem See kommen, desto wärmer wird es. In Riva dämmert es bereits. Als wir um halb zehn in Torbole eintreffen, ist es dunkel. Nach 497 km und 14000 hm heißt es jetzt: Schnell Zimmer beziehen (Villa Marine, Volli war schon öfter dort), duschen und ab ins Dorf zwecks Nahrungs – und Getränkeaufnahme.


Donnerstag und Freitag,  den 24.7.98:

 

Erst ein Ruhetag in Torbole, 0 km, 0 hm. Der Tag ist heiß und vergeht mit Müßiggang am Strand von Torbole. So aufregende Dinge wie Lesen, Schlafen, Essen stehen auf dem Programm. Damit wir aber nicht ganz vergessen, warum wir hier sind bzw. wie wir hergekommen sind, steht danach noch eine Stunde Fahrradputzen auf dem Plan. Danach geht’s aber auch gleich wieder in die City zum aufnehmen weiterer Nahrung, Sightseeing u.ä. Freitag, den 24.7.98: Abreise Gardasee und der Versuch, per Zug, Bus und Rad, Davos an einem Tag zu erreichen. Zunächst radeln wir an diesem Morgen gemeinsam nach Rovereto. Dort trennen sich jetzt unsere Wege. Volli will zurück über das Timmelsjoch und das Hantenjoch. Ich habe mich dagegen entschlossen, einen Abstecher nach Davon zum Swiss Alpin Marathon zu machen und von dort mit Uli heimzufahren.