Sachsenrunde 2013 vom 4.-10. August 2013

Nach einem Rennrad - Trainingslager in Sizilien und einer heftigen  Mountainbiketour durch die Steiermark und Kärnten sollte mal was einfacheres mit zusätzlich ein bisschen Sightseeing kommen. Deshalb bin ich mit Manfred diesmal nach Dresden gefahren, um von dort eine kleine Runde durch die sächsischen Lande inklusive eines kleinen Abstechers nach Tschechien und danach über das Erzgebirge zu fahren. Herausgekommen sind dabei viele spannende Eindrücke aus einem uns fast unbekannten Land.


Sonntag, den 4. August

Die Anreise nach Dresden per Zug bei schönstem Wetter endet bei der Ankunft dort in einem starken Gewitterschauer, der uns zunächst noch auf ein Hefeweizen am Bahnhof festhält. Danach erreichen wir fast trockenen Rades das nahe gelegene Hotel ‚Days Inn‘. Den Abend verbringen wir in der Dresdner Innenstadt.

Montag, 5. August

Es ist noch stark bewölkt und ein paar Tröpfchen sind auch noch zu spüren, als wir kurz nach 9 Uhr am Hotel zu unserer Sachsenrunde aufbrechen. Zunächst überqueren wir die Elbe an der Albertbrücke und halten uns immer nordwärts in Richtung Cottbus. Da hier leider nur die Bundesstraße den Weg weist und wir trotz zweier Garmin – Navis den Überblick nicht finden, kaufen wir nach 20 km eine Straßenkarte ‚Sachsen‘. Mit deren Hilfe gelingt es uns dann, die Bundesstraße weit zu umfahren und erreichen nach Durchquerung etlicher abgelegener Ortschaften ohne Laden und Kneipe nach fast 80 km den Senftenberger See, wo wir uns eine ausgedehnte Mittagspause gönnen.

Die Weiterfahrt gestaltet sich dann wieder etwas schwieriger, weil uns mein Garmin auf einen Waldweg führt, der im Nichts endet. Aber letztendlich erreichen wir nach 134 km bei schönstem Wetter Cottbus, wo wir  uns direkt in der Innenstadt im Hotal Sorat für insgesamt 101 €  einquartieren.

 

Ein lauer Sommerabend, lecker Essen beim Griechen am wirklich schönen Marktplatz von Cottbus und ein paar Absacker auf dem Weg zum Hotel runden einen schönen ersten Tourtag ab.

Dienstag, 6. August

Bei wolkenlosem Himmel starten wir in Richtung Forst an der polnischen Grenze und folgen zunächst dem ausgeschilderten Fürst-Pückler-Radweg durch eine schöne Park –und Waldlandschaft. Diesen verlieren wir allerdings nach 7 km wieder und landen an einer relativ viel befahrenen Schnellstraße. Egal, da müssen wir jetzt durch und erreichen nach ca. 30 km Forst. Nach einer kleinen Schleife durch die Stadt finden wir den Zugang zum Oder – Neiße – Radweg am Grenzübergang nach Polen. Ab hier geht es jetzt bei steigenden Temperaturen und einem sehr starken Gegenwind südwärts in Richtung Görlitz. Der Radweg ist durchgängig geteert und führt immer auf dem Damm der Neiße durch eine schöne Auenlandschaft, mal mehr, mal weniger nah am Fluss entlang.

In Bad Muskau (Fürst-Pückler-Park) machen wir Mittagspause und ärgern uns über eine Minimalportion  Bandnudeln mit Lachssoße. Das alkoholfreie Hefeweizen ist hier der einzige Lichtblick bei mittlerweise 36 Grad. Der Gegenwind ist weiter ziemlich zermürbend und so erreichen wir ziemlich abgekämpft nach 133 km Görlitz. Dort steigen wir im Hotel ‚Schwibbogen‘ wieder direkt am Marktplatz ab. Nach mehreren Anlaufversuchen ergattern wir am Abend einen Platz beim Italiener gegenüber. Nach der Erfahrung vom Mittagessen mache ich den Kellner auf unseren hohen Kalorienbedarf aufmerksam, erfolglos. Der Abend ist immer noch heiß und endet bei einem letzten Bier auf der polnischen Seite der Neiße. Inzwischen herrscht bereits starkes Wetterleuchten, was auf ein heftiges Gewitter in der Nähe hindeutet.

Mittwoch, 7. August

Das Wetter ist wieder schön, auf dem Radweg sind noch die Überbleibsel einer gewittrigen Nacht zu sehen. Der Radweg führt jetzt auch stellenweise durch Wald, der Wind ist nicht mehr so stark wie am Vortag. Zur Mittagszeit erreichen wir Zittau, dort beschließe ich, mal etwas besonders zu essen. Nämlich Nudeln. Nicht ohne vorher zu fragen, ob man von der Portion auch satt wird. Inzwischen wird das zum ‚running gag‘. Ich werde wieder angelogen.

Auf der Karte finden wir in der Nähe einen See, den O-See, (Olbersdorfer See). Dort nehmen wir ein kurzes Bad und können erkennen, dass uns die Ossis hier schon immer voraus waren. Dort gehörte das Nacktbaden zur Volkskultur. Aber es hilft alles nichts, wir müssen trotzdem weiter und verlassen jetzt den Oder – Neiße – Radweg. Ab hier geht es jetzt leicht ansteigend in Richtung Zittauer Gebirge nach Jonsdorf. Dort folgen wir einer kleinen Straße, die schnurstracks nach Tschechien rüber führt. Nach einem kurzen Übergang erreichen wir wieder flaches Land. Unser Ziel für heute ist Novy Bor, eine 12 Tausend – Einwohner – Stadt, die sichtlich auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

 

Inzwischen haben wir gerade mal 80 km und 690 Hm auf dem Navi. Wir finden hier das Restaurant und Hotel Verona, das, wie der Name sagt, italienische Küche bietet. Zur Sicherheit sind heute aber Pizzen angesagt. Wir bekommen das Appartement und bezahlen dafür 55 € mit Frühstück. Das tschechische Bier ist natürlich lecker. Entgegen anderslautender Gerüchte verzichten wir aber angesichts der günstigen Preise auf exzessiven Genuss desselben.

Donnerstag, 8. August

Novy Bor verlassen wir in Richtung Berge nordwärts und erreichen nach einem heftigen Anstieg ein kleines Seitental, in dem wir ewig abwärts in Richtung Ceska Kamenice fahren. Heute ist es etwas kühler und meistens ziemlich bedeckt. Laut Wetterbericht soll eigentlich heute der schlechteste Tag sein.

Völlig einsam hier. Weiter geht es auf schmalen Nebenstraßen nach Decin. Hier machen wir eine kurze Pause und überqueren wieder mal die Elbe. Ab hier bleiben wir für die nächsten 20 km an der Bundesstraße, die stetig nach oben führt. Irgendwann überqueren wir die Autobahn und verlassen jetzt auch die Bundesstraße wieder. In dem kleinen Ort Telnice finden wir tatsächlich eine Kneipe, in der es ein leckeres Hähnchenschnitzel mit Pommes gibt. Ab hier bewegen wir uns jetzt wieder auf einsamen Straßen und steil bergauf in Richtung Grenze und fahren eine Zeitlang auf dem Höhenzug dieser entlang.

Schließlich erreichen wir den Grenzübergang Zinnwald und anschließend Altenberg in Sachsen, bekannt durch Biathlon und Bobfahren. Das Navi zeigt 82 km und 1420 hm. Das Zimmer gibt es im Hotel ‚Zur Pinge‘ für 54 €, das Abendessen zwischen Lischterbogn und Nussknacker im Gasthaus ‚Erzgebirge‘.

Spruch von Manfred: Haste ´n Lischterbogn vor där Nose siehste alles viel heller!

Freitag, 9. August.

Nach einem kurzen Schauer beim Frühstück ist es wieder trocken, als wir losradeln. Aber ziemlich grau am Himmel. Ursprünglich haben wir geplant, dem Kammweg über das Erzgebirge zu nehmen, aber angesichts der unsicheren Wetterlage sehen wir davon ab und bleiben an der Hauptstraße. Das ist manchmal die Bundesstraße, meistens sind es aber  kleine fast verkehrsfreie Nebenstraßen. Aber immer bergig, ein ständiges Auf und Ab.

Die Orte wirken meistens ziemlich ausgestorben. Hier scheint der sprichwörtliche tote Hund begraben zu sein.

 

Als wir in einem Ort namens Steinbach  landen, beginnt es zu regnen und wir finden tatsächlich am Bach eine Kneipe, wo uns der Wirt einen großen Schlag Spaghetti serviert. Nachdem es dann anscheinend aufhört zu regnen, fahren wir weiter in Richtung unserem Tagesziel Annaberg-Buchholz. Aber schon nach wenigen km beginnt es wieder zu regnen, und das ziemlich heftig. Das ist jetzt aber egal, jetzt gibt es kein Zurück mehr. Die letzten Kilometer nach Annaberg geht’s dann auch noch den Berg hoch. Völlig durchnässt erreichen wir Annaberg nach insgesamt 90 km und 1430 hm und nehmen ein Zimmer im Hotel ‚Wilder Mann‘ (109 €), wo wir gleich die Sauna anheizen lassen. Ist auch dringend nötig. Es ist ziemlich kalt geworden. Wir parken gemeinsam mit ca. 40 Bikern in der Tiefgarage. Essen gibt’s dafür beim Schnell – Chinesen um die Ecke. Danach gibt es noch den Bundesliga-Auftakt zum Nachtisch.

Samstag, 10. August

Es ist fast wolkenlos, aber etwas kühl, als wir zur letzten Etappe aufbrechen. Zunächst folgen wir der Bundesstraße 101 bis Schwarzenberg. Danach wird es wieder einsamer. Inzwischen befinden wir uns im Vogtland. Über Sosa erreichen wir die Talsperre Eibenstock. Von hier geht es dann weiter über Schönheide (Mittagspause) und Schnarrtanne nach Auerbach. Auch hier wieder ein ständiges Auf  und Ab. In Oelsnitz ist es inzwischen wieder ziemlich heiß, ein alkoholfreies Erdinger beim Chinesen am Markt bringt Abkühlung.

Als wir zum letzten Teilstück in Richtung Hof aufbrechen, ist noch nicht erkennbar, dass die Wolken am Himmel eine tiefere Bedeutung haben. Das merken wir aber bereits am Ortsende, wo rettend eine einsame Bushaltestelle am Weg steht, als das Gewitter losbricht. Dort stellen wir uns eine halbe Stunde unter bis es wieder aufhört. Wie zwei Tage vorher, war das aber auch nur temporär. Kaum wieder unterwegs, geht’s wieder los. Als wir Hof erreichen, sind wir aber schon wieder trocken und die Sonne scheint. Nach 116 km sind wir am Ziel und bekommen für 72 € das in dieser Woche schlechteste Zimmer der Tour im Hotel Strauß. Was das Abendessen anbelangt, nehmen wir wieder einen Italiener. Ich riskiere die Nudeln. Was soll ich sagen…? Lauter Ignoranten, diese Italiener.

Sonntag, 11. August

Eine wirklich schöne Rundtour ist zu Ende. Es hat wieder alles gepasst. Viel Landschaft, teilweise sportlich anspruchsvoll, bedingt durch Streckenlänge, Wind oder Profil. Aber trotzdem immer entspannt und immer nur auf das Wesentliche konzentriert. Radeln. Das Wetter fast immer perfekt. Auch geschichtlich eindrucksvoll, wenn man bedenkt, dass früher immer von der Oder – Neiße – Grenze gesprochen wurde, wenn die Grenze zwischen zwei Welten gemeint war. Und heute radelt man entspannt an dieser ehemaligen Grenze entlang. Ist zwar immer noch Grenze, aber jederzeit in beide Richtungen durchlässig, eindrucksvoll erlebbar in Görlitz, wo man über die Fußgängerbrücke schnell nach Polen auf ein Bier rübergeht.  


Wir fahren mit dem Zug  von Hof über Regensburg nach Ulm und sind beeindruckt über den Service der bayrischen Bahn, die tatsächlich einen Radbegleiter an Bord hat, der über das ordnungsmäßige Verstauen der Räder an Bord wacht. Das Gegenprogramm bietet die DB in Ulm, wo der Schaffner mit den Händen in den Hosentaschen beobachtet, wie seine Gäste versuchen, Räder, Kinderwagen und Rollstuhl in seinem Fahrzeug zu verstauen.