Kanada 2013


Mit meinem Bruder Hebbe habe ich einen Privatausflug nach Kanada gemacht, also quasi einen Familienausflug ohne das sonst übliche Gespann. Die Tour habe ich über CANUSA gebucht. Die verschiedenen Skigebiete, die Termine und das Hotel in Lake Louis wurden von mir vorgegeben.  Lake Louis ist das bekannteste Gebiet neben Whistler, Sunshine bei Banff kennt man ebenfalls, aber das dritte, Castle Mountain, kennt vermutlich kein Schwein. Drauf gestoßen bin ich über einen Bericht im DSV - Skimagazin im letzten Winter. Hier stand was von Geheimtipp, Freeride - Gebiet, Snowcat.

Die Schneeberichte der letzten Wochen waren zwar nicht ganz schlecht, aber auch nicht zum euphorisch werden. Also hoffen und überraschen lassen.

Samstag, den 9.2.

Durch die kurzfristige Stornierung unseres KLM - Fluges und die Umbuchung auf Air Canada waren wir sogar eine Stunde früher da als ursprünglich geplant. Schnell Mietwagen übernehmen und dann los in Richtung Süden. Der Highway führt ca. 220 km immer paralell zu den Rockies, bevor es auf den letzten 60 in Richtung Berge geht. Bis dahin kaum Schnee, allenfalls leicht gezuckerte Landschaft. Ab Pincher Creek war die Straße plötzlich nass, dann auf die letzten 40 km Schneeglatt. Sichtbare Schneemengen gibt es erst die letzten 10 Kilometer vor unserem Ziel. Unser Hotel Castle Mountain Lodge finden wir sofort. Es ist das einzige dort. Außer diesem gibt es nur ein paar Chalets und eine Wohnwagensiedlung. Direkt nach dem Hotel endet die Straße an einem Schneehaufen. Sackgasse.

 Leider hört der Schneefall kurz nach unserer Ankunft auf. Wäre zu schön gewesen, wenn es noch die ganze Nacht durchgeschneit hätte. Eine erste kurze Bestandsaufnahme ergibt: 1 Restaurant an der Liftstation, 1 Pub.

Sonntag, den 10.2.

Der Himmel ist wolkenlos. Frühstück ist in unserem Hotel nicht vorgesehen, deshalb nehmen wir dieses im Restaurant an der Talstation ein. Rührei mit Speck, Bratkartoffeln und ein Pappbecher Kaffee für 13 Can. Dollar. Das wird auch das Programm für die nächsten beiden Tage.

Zunächst kaufen wir nur eine Tageskarte, weil wir noch hoffen, am kommenden Tag eine Catski - Tour machen zu können. Und siehe da - gleich unserer erster deutscher Kontakt. Steffi, wie sich später herausstellt, macht work and travel und steht am Skischul - Desk. Sie erzählt, das es ausser ihr noch fünf andere Deutsche hier gibt, die sich ein bisschen Geld verdienen.

Erste Orientierung: Es gibt hier zwei Berge. Auf den ersten führen zwei Uralt - Sesselliste. Der Blaue Dreier bis zur Mittelstation, der Rote Zweier bis zum Gipfel auf 2300 m Höhe. Von der Mittelstation gibt es ein paar gewalzte Pisten zur Talstation, oben ist alles freies und ungewalztes Gelände. Hier kann man sich auf zwei Ziehwegen nach rechts oder links orientieren und dann je nach Gusto irgendwo im freien Gelände abfahren. Rechts um den Berg rum sind die sog. Chutes, alles Double - Black, links und direkt unterm Lift freie Hänge. Je weiter man links kommt mit mehr oder weniger dichten Baumabfahrten. Und alles sausteil.    

Auf den zweiten Berg führt ein fast ebenso alter grüner Dreiersessel auf ca. 1800 Meter. Hier ist Familiengebiet. Alles gewalzt. An der Bergstation dieses Liftes beginnt des Snowcat - Gebiet, das die Rückseite dieses Berges abdeckt. Leider sind wir zur falschen Zeit da. Snowcat ist von Donnerstag bis Samstag, wir haben Sonntag bis Dienstag eingeplant. Schade, beim nächsten Mal müssen wir die Tour anders rum legen.

Den ersten Tag nehmen wir überwiegend die linke Hälfte des Skigebietes und freuen uns über den Neuschnee vom Vortag, der noch einige tolle Tiefschneeabfahren erlaubt. Wir merken aber auch: Ohne diesen Neuschnee hätte es übel ausgesehen. Der Berg ist zudem sehr windanfällig. Es gibt immer wieder Stellen, an der alles freigeblasen ist. Oft lauert unter der Neuschneeauflage das Geröll.

Trotz Sonntag und fast vollem Parkplatz an der Talstation merkt man hier oben nichts von Pistentrubel. Man ist in der Regel immer allein unterwegs. Am Abend macht sich ein Gefühl in meinen Beinen bemerkbar, das ich eigentlich schon lange nicht mehr kenne. Jede Abfahrt mit ca. 800 hm freien Gelände gehen sogar an mir nicht spurlos vorbei.

Den Abend verbringen wir im einzigen Pub 'The Grub' bei Pizza und Hähnchen. Nachdem die meisten Wochenend - Gäste abgereist sind, sind wir inzwischen auch im Hotel fast alleine.

Montag, den 11.2.

Leider ist es heute nicht mehr ganz so blau, auch hat der Wind ziemlich aufgefrischt. Nach dem obligatorischen Frühstück nehmen wir uns heute die Chutes vor und merken bei der ersten supersteilen Abfahrt, dass diese Bergseite noch stärker dem Wind ausgesetzt ist. Nichts mehr mit Pulver auf freien Hängen, alles verweht und ziemlich hart. Höchste Konzentration. Nach der zweiten Abfahrt beschliessen wir, auf die weniger windanfälligen Pisten vom Vortag auszuweichen.  Inzwischen sind wir fast alleine am Berg unterwegs. Ausser ein paar Schulklassen in den unteren Bereichen gibt es nur noch eine Handvoll von Skifahrer, die sich hier unter der Woche verlieren. Auch der zweite Tag geht wieder voll an die Substanz.

Der Absacker am Abend in 'The Grub' ist mehr als verdient.

Dienstag, den 12.2.

Der Wind ist heute noch stärker, sodass der rote Lift zeitweisse den Betrieb einstellen muss. Jetzt kommen wir also doch noch zum Pistenfahren, was unseren Beinen eine gewisse Erholung bringt. Ist schon hart, ausschließlich im freien Gelände zu fahren. Und dabei hat man geglaubt, gut trainiert zu haben. Kurz vor 12 Uhr kommen wir aber trotzdem nochmals zu ein paar Baumabfahrten und geben nochmals alles. Um 12 Uhr ist Schluss. Wir packen unser Gerödel und machen uns auf den Weg in Richtung Lake Louis. Ca. 400 km liegen jetzt vor uns.

Die Fahrt ist weitgehend relaxed, es ist trocken, kaum Verkehr. Erst als wir bereits die Schranke im Banff - Nationalpark hinter uns und das Eintrittsgeld entrichtet haben, fängt es tatsächlich an zu schneien.

Was für ein Kontrast, als wir das Hotel Chateux Lake Louis erreichen. In Castle Mountain eine bessere Bretterbude, jetzt ein 5 - Sterne - Schloss. Und dann vor dieser grandiosen Kulisse mit dem Gletscher im Hintergrund und dem zugefrorenen See davor. Ich habe es ja schon gekannt, aber ist trotzdem immer wieder faszinierend.

Mittwoch, den 13.3.

Der erste Morgen im Schloss, die Suche nach dem passenden Frühstücksrestaurant, alles etwas unwirklich. Danach mit dem Hotelbus zur Talstation. Wir haben Neuschnee, am Anfang ist es noch ziemlich nebelig, als wir den Berg erreichen. Aber es wird schnell heller und die Bowls auf der Rückseite des Gebietes entfalten ihre ganzen Ausmasse. Es wird ein gigantischer Tiefschneetag.

Am Abend wollen wir in den Ort runter, mir schwebt ein bestimmtes Restaurant vor, in dem wir vor vielen Jahren schon mal waren. Nach längerer Suche finden wir es auch - es ist zu. Ersatzweise gibt es dafür eine Pizzeria an der Durchgangsstraße. 

Donnerstag, den 14.3.

Die Sonne scheint, der Tiefschnee lockt wieder. Inzwischen natürlich schon wieder ziemlich zusammengefahren, aber in den Backbowls findet man immer noch schöne Spuren, vor allem in den steileren Hängen. Als wir uns nach vielen tollen Abfahrten auf die letzte in Richtung Talstation machen, bricht mir, noch ziemlich weit oben, der linke Ski in einer Buckelpiste. Toll, man kann ja schließlich Einbein - Skifahren. An der Talstation überlege ich, die Ski einfach hier stehen zu lassen, aber das macht man dann eben doch nicht. Man kann ja nicht überall einfach seinen Müll zurücklassen.

 

Zurück ins Hotel, packen, weiter geht es nach Banff. Im Hotel neu einchecken. Hier unten ist von Winter wirklich wenig zu spüren, die Straßen und Häuser ziemlich grau, dafür viele Kneipen. Am Abend landen wir wieder in einer Pizzeria und erkunden anschließend die Kneipenszene.

Freitag, den 15.3.

Heute steht das Skigebiet von Sunshine an. Von Sonnenschein ist heute aber relativ wenig zu sehen, es ist statt dessen eher etwas nebelig und trübe. Auch die Lust am Skifahren ist angesichts relativ harter Pisten heute schon etwas eingeschränkt. An meinen Leihski muss ich mich zuerst auch noch gewöhnen. So verbringen wir den Tag eher etwas lustlos, finden hin und wieder auch eine Kneipe und fahren am Abend nach Banff zurück.

Den letzten Abend verbringen wir dann bei gutem Essen und Livemusik in einem Irish - Pub.

 

Samstag, den 16.3.

Heute steht wieder Packen auf dem Plan. Rückfahrt nach Calgary, Flughafen, Rückflug.

Schön war's.

Hinterher stellt man sich natürlich auch immer wieder die Frage, ob sich der ganze Aufwand lohnt, aber diese muss wie immer mit ja beantwortet werden. Es ist schon etwas besonderes, in Kanada Ski zu fahren. Egal, ob es jetzt in Castle Mountain ist oder in Lake Louis oder anderswo.